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Erwachsene Katze an Babykatze gewöhnen


Eine erwachsene Katze an Babykatze gewöhnen - Unter welchen Voraussetzungen funktioniert es?

 

 

Sie möchten Ihrer vorhandenen Katze einen Spielgefährten zur Seite stellen? Vielleicht ist der alte Kumpel verstorben oder Ihre Katze soll, weil Sie länger außer Haus sind, einen Artgenossen zur Beschäftigung haben?

 

Grundsätzlich sind dies gute Gründe, aber leider wird es nicht bei jeder Katze funktionieren, diese mit einem Kitten zu vergesellschaften. Worauf kommt es also an, damit man eine erwachsene Katze an Babykatze gewöhnen kann?

 

Ein Kitten ist doch eigentlich immer eine gute Wahl? Es ist verspielt und beschäftigt die erwachsene Katze und zudem kann die ältere sie noch nach ihren "Wünschen" erziehen? Grundsätzlich gibt es doch bei Katzen den Welpenschutz, so dass dem Kitten gar nichts passieren kann?

 

 

Der Mythos Welpenschutz bei Katzen und Hunden

 

 

Das sind leider falsche Annahmen, denn: Es gibt bei Katzen und Hunden keinen Welpenschutz, indem die Kleinsten tun und lassen können was sie wollen und das erwachsene Tier nur mit der Pfote droht oder diesen über die Schnauze beißt.

 

Wenn Sie sich ein Hunderudel ansehen, indem Welpen vorhanden sind, dann zeigen diese gegenüber den älteren Tieren Unterwerfungs- und Beschwichtigungsgesten. Diese schützen den Welpen aber in keiner Weise vor Angriffen. Akzeptiert der ältere Hund die Kleinen, und lässt sie gewähren, dann ausschließlich, weil das ältere Tier sehr gut sozialisiert ist. Ist das nicht der Fall, dann enden die Beschwichtigungsgesten durchaus tödlich.

 

Bei Katzen gibt es grundsätzlich keine Unterwerfung! Leider hält sich immer noch hartnäckig der Mythos, dass sich eine Katze "unterwirft", wenn sich diese auf den Rücken legt, so dass die Pfoten nach oben zeigen. Dies ist in keiner Weise eine Unterwerfungsgeste!

 

In dieser Position kann sich eine Katze schlicht und einfach am Besten verteidigen: Sie kann ihre scharfen Krallen gegen den Gegner einsetzen, mit den Hinterpfoten die sensibelste Stelle "bearbeiten": den Bauch, und zusätzlich mit ihrem Maul leicht die Halsgegend des Gegners erreichen. 

 

Hinzu kommt, dass Katzen nicht im Rudel leben. Dadurch haben sich Unterwerfungsgesten kaum bis gar nicht ausgebildet und es gibt auch keine Rangordnung, sondern nur eine Hierarchie. 

 

 

Welche grundsätzlichen Probleme gibt es, wenn man eine alte Katze mit Babykatze zusammenführen will?

 

 

Wenn Ihre vorhandene Katze 8, 10 oder älter ist, dann gehört sie zu den Senioren. Damit hat sie ein Alter von 48, 56, 76 Jahren etc. (in Menschenjahren gerechnet). 

 

Überlegen Sie einmal genau: Wenn Sie 48 wären, möchten Sie sich dann 24 Stunden mit einem Kleinkind beschäftigen? Das Kind zieht ihnen ständig an der Kleidung, klettert Ihnen am Bein hoch, ruft ständig Ihren Namen und folgt Ihnen auf Schritt und Tritt.

 

Ältere Katzen werden irgendwann ruhiger, sie spielen nicht mehr so ausgelassen, legen gerne zwischendurch eine Schlafpause ein und möchten ihren gewohnten Tagesablauf beibehalten. Ein Kitten (vergleichbar mit einem Kleinkind im Alter von 2-10 Jahren) hat andere Ansprüche und will spielen, etwas erleben und beschäftigt werden.

 

Damit kommt nicht jede ältere Katze zurecht. Hier sollte genau bedacht werden, ob man den Schritt alte Katze mit Babykatze zusammenführen, wirklich geht. Denn es bedeutet Stress für die ältere Katze und das Kitten, wenn die beiden sich nicht verstehen. Hinzu kommt, dass manche Situationen für den Katzenwelpen durchaus gefährlich werden können. 

 

 

 

Gefährliche Situationen - Die alte Katze schlägt Kitten

 

 

Das Kitten will die alte Katze zum Spiel auffordern und läuft übermütig auf diese zu, macht einen Buckel und quäkt ganz komisch...Für viele ältere Tiere ist das kleine Ding beängstigend. Es miaut komisch, riecht merkwürdig und ist einfach nur aufdringlich.

 

Die erwachsene Katze wird fauchen oder das Kitten mit einem Pfotenhieb abwehren. Das ist vollkommen normales Verhalten, denn damit will die alte Katze den Katzenwelpen schlicht auf Abstand halten. Wenn all das nicht funktioniert, und der Welpe immer noch nicht aufgibt, dann wird es etwas deutlicher: Die alte Katze schlägt Kitten heftig mit der Pfote.

 

Diese Szene wäre mit einer relativ gut sozialisierten, älteren Katze möglich.

 

Viele Situationen können jedoch auch eskalieren, indem das erwachsene Tier das Kitten jagt und damit versucht den Eindringling aus dem Revier zu vertreiben. Und das kann für den Katzenwelpen böse enden. 

 

 

Macht es einen Unterschied, ob man eine Katze mit Kitten zusammenführen oder einen Kater mit Kitten vergesellschaften möchte?

 

 

Katzen werden grundsätzlich immer noch mütterliche Gefühle unterstellt. Dies ist jedoch nicht der Fall. Natürlich gibt es auch sehr mütterliche Katzen, die mit jeder Katze (auch Kitten) sehr gut zurecht kommen. Dabei hängt es jedoch immer davon ab, wie gut die Katze sozialisiert ist und nicht davon, ob diese schon einmal Junge hatte oder nicht.

 

Auch bei sehr guten Katzenmüttern ist es der Fall, dass diese ihre Jungen irgendwann nervig findet und sie sich ruhige Plätze, ohne die Kitten, sucht. In der Regel tritt dieses Verhalten auf, sobald die Kleinen langsam anfangen selbstständig zu fressen. 

 

Katern wird immer aggressives und draufgängerisches Verhalten unterstellt. Auch das ist von Kater zu Kater unterschiedlich und hängt von der Sozialisierung, dem bisherigen Leben und dem Alter ab.

 

Wie sich eine Katze (oder Kater) verhält ist abhängig von: 

 

  • der erfolgten Sozialisierung,
  • hat die Katze/Kater alleine gelebt,
  • hat das Tier vor kurzem einen Artgenossen verloren und trauert noch,
  • wie sehr verändert sich der Tagesablauf etc.

 

Egal ob Sie eine Katze mit Kitten zusammenführen oder einen Kater mit Kitten vergesellschaften möchten:

 

Bedenken Sie dabei immer, dass es viele Probleme geben kann, die sowohl die alte Katze, wie auch das Kitten, nachhaltig schädigen können.

 

Kommt weder die erwachsene Katze, noch das Kitten, mit der neuen Lebenssituation zurecht, dann entsteht für beide Tiere Stress. Dieser kann bei Katzen körperliche Erkrankungen hervorrufen, wie 

 

  • FIP
  • Magen- und Darmprobleme
  • Blasenentzündungen etc.

 

Bleibt die belastende Situation bestehen, dann reagieren Katzen mit aggressivem Verhalten (nicht nur gegenüber dem Artgenossen, sondern auch dem Menschen). Die alte Katze wird unsauber, das neue Kitten faucht mich an, die Tiere distanzieren sich, wohnen nur noch unter dem Bett, auf dem Schrank und stellen das Fressen ein. 

 

 

Alte Katze und Kitten zusammenführen - Wie kann es funktionieren?

 

 

Damit eine Zusammenführung klappt muss die erwachsene Katze sehr gut sozialisiert sein. Das heißt, das diese mit Geschwistern aufgewachsen sein sollte und seitdem immer mit einem Artgenossen gelebt hat, mit dem sie sich gut verstanden hat (gemeinsames Spiel, soziale Fellpflege, Kontaktliegen etc.).

 

Leidet die alte Katze an einer Erkrankung wie Arthrose, Spondylose, kann dies eine Zusammenführung erschweren. Denken Sie dabei immer daran: Ein älteres Tier will häufiger seine Ruhe, kann nicht mehr ausgiebig spielen und wenn körperliche Erkrankungen hinzu kommen, dann wird die Zusammenführung problematisch. Hat die Katze andauernde Schmerzen, dann steht dieser nicht der Sinn danach, sich mit einem Kleinkind zu beschäftigen. 

 

Für das Kitten ist das Gleiche gültig. Wurde der Katzenwelpe zu früh von der Mutter getrennt oder ist zum Beispiel per Hand aufgezogen worden, dann stehen die Chancen sehr schlecht. Hier kann das Kitten mit einem Artgenossen nicht richtig umgehen, zumal Handaufzuchten derart auf den Menschen geprägt sind, dass diese vor anderen Katzen zum Teil regelrechte Todesangst haben.

 

Wenn Sie auf Nummer sicher gehen wollen, dann ziehen sie vor der Auswahl einer weiteren Katze/Kitten eine Katzen Therapeutin zu Rate. 

 

Die alte Katze und Kitten zusammenführen sollte immer kontrolliert erfolgen, am Besten an einer Gittertür. Damit haben die Tiere Zeit sich in ihrem eigenen Tempo kennenzulernen und die Gefahr von Angriffen wird minimiert.

 

Eskalieren die Situationen, und eine Katze greift die andere an, dann entsteht schnell Katzenmobbing, was für beide Tiere absoluten Stress bedeutet. Im Blogbeitrag Katze mobbt andere Katze Was tun? lesen Sie alles zum Thema Mobbing und was Sie tun können, um die Situation zu entspannen. 

 

 

Empfehlung - Katzen zusammenführen Altersunterschied

 

 

Bei einer Zusammenführung sollte der Altersunterschied +/- 2 Jahre betragen. Das bedeutet, ist die vorhandene Katze 6, dann sollte die neue Katze 4 Jahre oder höchstens 8 sein. Damit eine Vergesellschaftung klappt sollte zudem immer der Charakter der Tiere einbezogen werden:

 

Eine Katze, die gerne schläft und eher ruhiger Art ist, wird mit einem unruhigen, aufdringlichen Artgenossen nicht zurecht kommen. Haben Sie allerdings ein Tier, das immer noch gerne auf Entdeckungstour geht und ausgiebige Spieleinheiten liebt, dann suchen Sie kein Couchpotato aus. 

 

Richten Sie sich grundsätzlich nach den Bedürfnissen Ihrer Katze! Ansonsten wird eine Vergesellschaftung schwierig und scheitert in den meisten Fällen. 

 

Bei Senioren ist und bleibt die Vergesellschaftung mit einem Kitten in der Regel problematisch. Wollen Sie zwingend ein Kitten haben, dann tun Sie sich und Ihrer vorhandenen Katze einen Gefallen:

 

Fragen Sie sich bitte vorher:

 

  • Ob Sie Ihrer vorhandenen Katze wirklich einen Gefallen damit tun ein Kitten aufzunehmen, oder ob eine ältere, soziale Katze die bessere Wahl ist, 
  • ob Ihre Katze wirklich unglücklich ist! Oder ob Sie sich einfach ein weiteres Tier wünschen. Sie tun weder Ihrer alten Katze, noch der neuen, einen Gefallen, wenn Sie bereits unbewusst wissen, dass es nicht klappen wird!

 

Wenn Ihre alte Katze lieber aus dem Fenster schaut, gerne bei Ihnen auf dem Schoß, oder dem Sofa liegt, nicht mehr jedem Bällchen hinterherläuft, dann ist ein Kitten keine gute Wahl.

 

Ihre alte Katze findet keine ruhige Minute mehr und das Kitten ist schier unterfordert, weil es keinen Spielpartner hat. Hier sind Verhaltensstörungen vorprogrammiert. Grundsätzlich gehören soziale Kitten nicht in Einzelhaltung. Und dies ist vergleichbar, auch, wenn eine weitere Katze vorhanden ist. Die Bedürfnisse von beiden Katzen werden schlicht nicht befriedigt und die ist keine artgerechte Haltung.

 

Eine Lösung ist, zwei Kitten einziehen zu lassen. Hier haben die Kleinen sich, können zusammen spielen, raufen und schlafen. Die ältere Katze kann in diesem Fall entscheiden, ob sie mitspielen möchte, Kontakt sucht, oder lieber für sich alleine bleibt.

 

Beachten Sie dabei jedoch: Wichtig ist zu beobachten, ob die Kleinen die erwachsene Katze drangsalieren! In diesem Fall muss umgehend eingeschritten werden! Suchen Sie sofort Hilfe bei einer erfahrenen Katzenexpertin. Denken Sie daran: Alte Katzen haben andere Ansprüche wie Kitten, bzw. junge Katzen. Und Stress macht auf Dauer krank.

 

 

Weitere Informationen

Veröffentlichung

So, 25. Dezember 2022

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